Der pragmatische Kandidat mit Herz für die Natur
Ulrich Hempelmann ist der CDU-Bürgermeisterkandidat für die Kommunalwahl. Die Partei konnte das Amt noch nie gewinnen. Aber Hempelmann hat seinen Vorgängern etwas voraus.
Die CDU in Hiddenhausen hat eine lange Durststrecke hinter sich – eine sehr lange sogar. Denn sie hat noch nie einen Bürgermeister in Hiddenhausen gestellt. Das will Ulrich Hempelmann (55) am 13. September bei der Kommunalwahl ändern. Amtsinhaber Ulrich Rolfsmeyer von der SPD hat sein Amt 16 Jahre lang verteidigt und den Herausforderern keine Chance gelassen.
Er tritt nicht wieder an – und die CDU wittert ihre Chance. Denn Ulrich Hempelmann ist Ur-Hiddenhauser und im Gegensatz zu den letzten beiden CDU-Kandidaten erfahren in der Kommunalpolitik. Und er hat ein Gesicht, das man kennt. Seine Vorgänger waren Neulinge: Sowohl Matthias Schmidt im Jahr 2009 als auch Jörg Düning-Gast fünf Jahre später traten erst nach verlorener Wahl in die CDU ein, hatten aber vorher keine lokalpolitische Erfahrung vor Ort.
Das ist bei Ulrich Hempelmann ganz anders. Er ist seit 20 Jahren politisch aktiv, Rats- und Kreistagsmitglied, derzeit stellvertretender Fraktionsvor- sitzender der CDU in Hiddenhausen, Mitglied im Umweltausschuss des Kreises Herford. Er sitzt seit 2019 dem Agrarausschuss seiner Partei vor. Zudem steht Hempelmann auch beruflich fest in Hiddenhausen. Er hat einen eigenen Betrieb für Technische Gase und Schweißzubehör und bewirtschaftet parallel dazu rund 100 Hektar Fläche als Landwirt.
Weil er viel in der Natur unterwegs ist, sind Umwelt- und Klimaschutz auch Themen, die ihm wichtig sind. Und deswegen nimmt er auch regelmäßig selbst Mülleimer und Pieker in die Hand und räumt auf Rad- und Feld- wegen in Oetinghausen auf: „Wenn jeder mit anpackt und auch mal den Müll aufhebt, den er nicht selbst verursacht hat, dann wär das gut für uns alle“, sagt er.
»Gesundheit und Schutz der Menschen kommt vor allem«
Sehr aufmerksam hat er die Debatte um die Windradpläne in Hiddenhausen in den vergangenen Wochen verfolgt – und hat dazu eine klare Meinung: „Gesundheit und Schutz der Menschen kommt wirklich vor allem. Wir wissen nicht genau, was Windräder tatsächlich für Gesundheitsschäden verursachen. Deswegen plädiere ich für saubere Energiegewinnung durch Photovoltaik- Anlagen.“ Er selbst macht es vor: Auf seinem Haus an der Oberen Talstraße ist schon eine, und sein Elternhaus, wo er auch seinen Betrieb hat, bekommt Ende des Jahres ebenfalls eine Anlage. Einen im Herzen grüneren CDU-Kandidaten gab es in Hiddenhausen wohl bisher nicht. Denn auch für Insekten und damit für eine ganze Nahrungskette setzt sich Hempelmann ein: In seinem Garten und entlang seiner Felder leuchten lange, bunte Blühstreifen. 38.500 Quadratmeter Blühflächen hat er eingesät.
Aber Hempelmann sieht seine grüne Seite – wie auch die gesamte Politik – pragmatisch: „Ich denke, wir müssen davon wegkommen, dass bestimmte Parteien im Rat nur im Block votieren, immer die gleichen Themen besetzen und gegen gute Ideen sind, wenn sie nicht aus der eigenen Partei kommen. Ich möchte viel mehr das tun, was für die Gemeinde gut ist. Umwelt und Natur tun uns allen gut, und deswegen setze ich mich auch dafür ein.“
Bildung, Wirtschaft und Gemeinschaft im Dorf sind wichtig
Sehr wichtig ist ihm vor allem Bildung. Kindergarten- und Schulbesuche sollten nichts kosten: „Wenn ich gemeinsam mit meiner Partnerin oder meinem Partner über einen bestimmten Einkommenssatz komme und zwei Kinder habe, dann sind oft direkt 600 Euro aus der Haushaltskasse weg. Das ist einfach zu viel.“ Kindergartenbeiträge sind zwar Kreisangelegenheit, aber auch dort würde er als Bürgermeister für Kostenfreiheit plädieren. Natürlich müssen gute Ideen auch bezahlt werden. Als Geschäftsmann weiß Ulrich Hempelmann das sehr genau.
Deshalb möchte er die Wirtschaft in Hiddenhausen weiter ankurbeln: „Wir haben alte Industriegebäude, die mit neuem Leben gefüllt werden müssen oder Platz mach sollten für Neues. Deshalb halte ich es für wichtig, dass wir Investoren den Standort hier schmackhaft machen und den Menschen, die hier wohnen, auch hier Arbeit geben. Dann bleiben sie nämlich auch.“ Und dass sie bleiben, bedeutet für ihn eine funktionierende Gemeinschaft.
Als Mitglied im Schützenverein und ehemaliger Schützenkönig bekommt er nicht nur deren langsamen Niedergang mit, sondern auch den anderer Vereine: „Wir sollten versuchen, das Dorf mit Leben zu füllen. Wenn nur noch ein paar alte Leute zusammenkommen, ist das Ende von Dorfgemeinschaft abzusehen. Für mich ist besonders auch wichtig, den jungen Leuten und Familien etwas zu bieten. Dazu gehört natürlich auch ein guter Öffentlicher Personennahverkehr, der gut getaktet und bezahlbar sein muss“ , sagt Ulrich Hempelmann.
Und was, wenn das mit dem Bürgermeisteramt nun nicht klappt? „Dann arbeite ich weiter im Hiddenhauser Rat mit. Das ist doch wohl klar! Denn auch dafür kandidiere ich am 13. September wieder. Ich bin hier und ich bleibe hier. Als Bürgermeister oder als Ratsmitglied.“
Aus der Neuen Westfälischen vom 10.06.2020 – Artikel „Der prakmatische Kandidat mit Herz für die Natur“ – Von Alexander Jenniches